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Bei dieser Gelegenheit wurde der erste Name des Reservats „El Canal y Los Tiles“ zu „Los Tilos Weltbiosphärenreservat“ umgewandelt. Zum ersten Mal erstreckte sich das Reservat über einen ganzen Landstrich, mit allen zugehörigen verschiedenen Ökosystemen vom Hochgebirge bis zur Küste. Und zum ersten Mal wurden auch die Inselbewohner in die Zielsetzungen als Verantwortliche für den Schutz und Erhalt des Gebiets mit eingebunden. Im November 2002 wurde dann schließlich die ganze Insel La Palma zum Biosphärenreservat erklärt. Das bedeutet, dass die Aktivitäten in Landwirtschaft und Tourismus im Sinn einer nachhaltigen und umweltbewussten Nutzung ausgeübt und die Subventionen zur Erhaltung der Natur La Palmas eingesetzt werden.
Institutionen zum Schutz der Natur
Das der UNESCO unterstehende Institut für einen nachhaltigen Tourismus „Insula“ hat zusammen mit dem Reiseveranstalter „TUI“ dazu beizutragen, La Palma zu einer nachhaltigen Urlaubsinsel zu machen. In diesem Zusammenhang wurde auch ein Forum ins Leben gerufen, das für die Innovation der nachhaltigen Entwicklung von Inseln zuständig ist. Dadurch wurde ein intensiverer und fruchtbarerer Erfahrungsaustausch zwischen den insularen Biosphärenreservaten im Hinblick auf eine spezielle Aus- und Fortbildung für Reisebüroangestellte, Fremdenführer und Restaurant- bzw. Hotelangestellte, auf die Lösung von Abfall- und Transportproblemen oder auf den Einsatz von erneuerbaren Energiequellen erzielt. Auf La Palma wirken drei verschiedene Netzorganisationen zusammen: die „Red Canaria“ (Kanarischer Naturschutzverband), ein Zusammenschluss der kanarischen Naturschutzgebiete, der um die Vereinigung kultureller und ästhetischer Werte bemüht ist und Umweltdienstleistungen zur Verfügung stellt. Die „Red 2000“ tritt für den Schutz wichtiger europäischer Lebensräume und Arten ein und das „Internationale Biosphärenreservate-Netz“ der UNESCO hat die schwierige Aufgabe, den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung unserer Erde in Einklang zu bringen. Biosphärenreservate sind keine Naturschutzgebiete im herkömmlichen Sinn, in denen die Natur um ihrer selbst willen geschützt wird. Als Teil des Programms „Man and the Biosphere“ (MaB) der UNESCO sind Biosphärenreservate einzigartige Naturräume, deren Schutz menschliches Tun im Sinn einer nachhaltigen Nutzung, wie z.B. traditionelle Land- und Forstwirtschaft mit einschließt. Die Erklärung der gesamten Insel zum Biosphärenreservat kommt damit nicht nur der Umwelt zu Gute, sie fördert darüber hinaus auch die Forschung, dient der Erhaltung der traditionellen Lebens- und Wirtschaftsformen und zwingt die öffentliche Hand dazu, sich verstärkt für eine umweltfreundliche Entwicklung einzusetzen.
„El Canal y Los Tiles”
Das 1983 zum Biosphärenreservat erklärte Gebiet von Los Tilos „El Canal y Los Tiles“ gehört zum Naturpark „Las Nieves“ und wurde 1997 auf den gesamten Nordosten der Insel ausgedehnt. Da es einen der besterhaltenen Lorbeerwälder der Kanaren besitzt, beabsichtigte die erste Erklärung des Gebietes von Los Tilos zum Weltbiosphärenreservat, einen der letzten erhaltenen Lorbeerwälder der Erde unter diesen besonderen Schutz zu stellen. Der Naturpark „Las Nieves“ erstreckt sich über die Gemeinden Santa Cruz de La Palma, Puntallana, San Andrés y Sauces sowie Barlovento und schließt das Herz des Biosphärenreservats „El Canal y Los Tiles“ mit ein.
Dieses besonders feuchte Ökosystem stammt noch aus der Tertiärzeit. Vor 20 Millionen Jahren erstreckte sich ein feuchter Waldgürtel über das gesamte Mittelmeergebiet. Trockenperioden und Eiszeiten drängten jedoch das Ökosystem nach und nach zurück, bis es schließlich nur noch auf den Inselgruppen der Kanaren, der Azoren und der Insel Madeira existierte. Die intensive Nutzung während der ersten Besiedlung im 2. Jh. n. Chr. führte zu einer weiteren Vernichtung dieser Lorbeerwälder und artete dann im Zuge der spanischen Conquista im 16. Jh. in einen regelrechten Raubbau der Lorbeerwälder aus, da die neu entstandenen Gewerbe wie Zuckerherstellung aus Zuckerrohr oder Schiffsbau immense Mengen an Holz erforderten. „Tilo“ (= Linde) nannten die Eroberer den Lorbeerbaum wegen des der Linde ähnelnden Holzes. Diese Bezeichnung war Namen gebend für das Waldgebiet von Los Tilos im Nordosten La Palmas. Der botanische Begriff „Ocotea foetens“ (Stinklorbeer) verdankt der Baum der Tatsache, dass dem frisch geschlagenen Holz ein unangenehmer Geruch entströmt. Der Stinklorbeer ist ein schlankwüchsiger Baum, hat eine ausladende Baumkrone und erreicht eine Höhe von bis zu 30 Metern. Seine annähernd elliptischen Blätter sind glänzend grün und die olivenförmigen eichelartigen Früchte haben eine Länge von ca. drei Zentimetern. Ungefähr 18 unterschiedliche Arten vereinen die Lorbeerwälder auf den Kanaren. Alle Arten haben im Lauf ihrer Entwicklung immer längere und spezifischere Blätter ausgebildet, um die Feuchtigkeit aufzufangen, die von den Passatwinden herangetragen wird. Das Gebiet von Los Tilos (oberhalb von Los Sauces) ist Ausgangspunkt für schöne Wanderungen, wobei festes Schuhwerk und Regenschutz unbedingt erforderlich sind. Schluchten und Bergrücken sind von urwaldartiger, fast undurchdringlicher Vegetation überzogen. Überall rieselt Wasser aus Spalten in den Felswänden oder es tropft von den Bäumen. Oberhalb von Los Tilos befindet sich das Gebiet von Marcos y Cordero, wo man an zahlreichen Quellen vorbeikommt und an Wasserkanälen entlang wandern kann.
Weltbiosphärenreservat La Palma und seine Naturschutzräume
Zur Kernzone eines Weltbiosphärenreservats gehören folgende Naturschutzräume: Nationalparks (Naturräume hohen ökologischen und kulturellen Wertes, dessen Erhalt im Allgemeininteresse der Nation liegt), Integrale Naturschutzgebiete (Naturräume, in denen Tier- und Pflanzenarten vorkommen, die vom Aussterben bedroht sind), Sondernaturschutzgebiete (Zonen, in denen geologische Formationen existieren, die wegen ihrer Seltenheit besonderen Schutzes bedürfen), Naturschutzparks (Gebiete, die durch menschliche Nutzung nicht in ihrem Wesen verändert wurden) und Meeresschutzgebiete (offizielle Schutzgebiete einer bestimmten Meereszone, in der der Erhalt bestimmter Spezies begünstigt wird).
Diese Kernzone besteht auf La Palma aus sieben Naturschutzgebieten, die bereits einen besonderen gesetzlichen Schutz genossen haben: Natio-nalpark „Caldera de Taburiente“; Integrales Naturschutzgebiet „Pinar de Garafía” und Sonderschutzgebiet „Guelguén“; Gebiete wissenschaftlicher Bedeutung „Barranco del Agua“ und „Barranco de Juan Mayor“; Eingeschränkte Nutzungszonen der Naturschutzparks “Cumbre Vieja” und „Las Nieves“ sowie Eingeschränkte Nutzungszonen des Meeresreservats „Marina de Fuencaliente“. Diese schützenswerten Naturräume werden von einer sogenannten „Pufferzone“ umgeben, die die übrigen Gebiete umfasst, die dem „Red Canaria“ angehören. Der bei den oben erwähnten Gebieten nicht aufgeführte übrige Teil der Insel, der eine Fläche von ca. 35.000 Hektar umfasst, wurde als Übergangszone eingestuft und erfasst alle Siedlungsgebiete La Palmas. Im Norden La Palmas gehören zu den schützenswerten Naturräumen das Kiefernnaturreservat „Pinar de Garafía“ mit seinem urzeitlichen Kiefernbestand, das Naturreservat „Guelguén“, das an der Küste zwischen Juan Adalid und Gaviota liegt und sich landschaftlich durch die zahlreichen Trockenschluchten (barrancos) auszeichnet, und die geschützte Landschaft von „El Tablado“, die sehr abgeschieden liegt und den breiten Bergrücken des „Lomo de las Jaras“ einnimmt.
Unter den Naturdenkmälern auf der Westseite der Insel beeindrucken die geologischen Formationen der „Costa de Izcagua“, deren jäh abfallende Klippen durch ihre bizarre Schönheit bestechen, und die Formationen des „Barranco del Jurado“, der Aridane-Vulkane und der 500 Meter langen „Vulkanischen Röhre“ von Todoque, die sich im erkalteten Lavastrom des 1949 ausgebrochenen Vulkans San Juan befindet (die Entstehung von einem solchen Vulkantubus wird durch die verschiedenen Fließeigenschaften der Lavaströme begründet. Da die äußere Lavaschicht schneller abkühlt als die innere, fließt die innere Lavaschicht schneller, wobei sich ein Hohlraum bildet, wenn keine Lava mehr nachfließt). An der Küste von Fuencaliente ist man seit Mai 2002 bemüht, die 1677 durch den Vulkanausbruch des San Antonio verschüttete Thermalquelle „Fuente Santa“ unter einer Basaltschicht in einer Tiefe von 30 Metern wieder frei zu legen. Eine geologische Besonderheit sind die Phonolithen (behäbige Felssäulen aus dichtem bis feinkörnigem grau-grünlichem Vulkangestein), die wie Felsnadeln aus der Landschaft ragen (wie z.B. der „Roque Niquíomo“ oberhalb von Villa de Mazo) und während eines Vulkanausbruchs durch die Magma weit nach oben geschoben worden sind. Das graugrüne Ergussgestein dieser Felsen wird auch wegen des beim Aufeinanderschlagen entstehenden Tones „Klingstein“ genannt.
Das bedeutendste Naturschutzgebiet auf La Palma ist die 1954 zum Nationalpark erklärte „Caldera de Taburiente“. Als Sehenswürdigkeiten gelten hier der Idafe-Felsen, ein kultisch-religiöser Platz der Ureinwohner, und die „Cascada de Colores“, bei der die Ablagerungen der Mineralien den Wasserfall farbig erscheinen lassen. Der stark erodierte, von Kiefernwald bedeckte und fächerartig von Wasserläufen durchzogene Krater der „Caldera de Taburiente“ besitzt mit seinem weitläufigen „Barranco de las Angustias“ eines der wasserreichsten Abflussgebiete der Kanarischen Inseln. Durch diese Schlucht stürzen jedes Frühjahr enorme Wasserfluten mit Schwemm-Material aus dem Vulkankrater in Richtung Meer. Für anspruchsvolle und erfahrene Bergwanderer ein wahres Paradies, doch sei hier dringend geraten, auf keinen Fall alleine durch dieses Gebiet zu wandern, sondern sich einer geführten Wandergruppe anzuschließen (Anmeldungen im Besucherzentrum Caldera de Taburiente).
Von Cornelia Bertram
Besucherzentrum Caldera de Taburiente
Ctra. General de Padrón 47, El Paso
Tel. 922 497 277
Mo-So: 9-14/16-18.30 Uhr
Besucherzentrum des Biosphärenreservats:
Los Tilos (oberhalb von Los Sauces) Informationszentrum oberhalb des Restaurants
Tel. 922 451 246
Nov.- Juni: 8.30-17 Uhr
Juli – Okt.: 8.30-17.30 Uhr
Besucherzentrum Fuencaliente:
Los Canarios (Volcán San Antonio)
Informationszentrum für Vulkanologie
Tel. 922 444 616
Sommer: täglich 9-21 Uhr
Winter: tägl. 9-18 Uhr