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Das geologische Fundament
Am Ozeanboden drang an den entstandenen Bruchlinien Magma aus dem flüssigen Erdinneren empor und führte durch wiederholte Eruptionen zum schichtweisen Aufbau der heutigen Vulkaninseln. Die Caldera de Taburiente auf La Palma ist mit sieben km Durchmesser und 2.000 m Tiefe einer der größten Krater der Welt. Den riesigen Kessel (caldera) umgeben steile Felswände. Im Talgrund des Kessels, wo der Barranco de las Angustias beginnt, führt die eindrucksvollste Wanderroute La Palmas durch schattige Kiefernwälder und über reißende Wildbäche. An den Steilhängen des Barranco de las Angustias, der sich auf der Westseite der Insel befindet, gibt es kissenförmige Lavablöcke mit Durchmessern von bis zu einem Meter, die durch Erosion an die Oberfläche kamen. Dieses ehemalige Tiefengestein nennt man „Kissenlava“, die häufig in Grünstein zersetzt worden ist, was aufzeigt, dass die Insel schon unter dem Meeresspiegel aufgebaut wurde.
Auch ein granitähnliches Gestein (Gabbro), das wahrscheinlich aus der tieferen Erdkruste stammt, wurde zusammen mit der „Kissenlava“ freigelegt. Aus diesen beiden Gesteinsarten setzt sich das geologische Fundament der Insel zusammen. Durch spätere Eruptionen entstanden die jüngeren vulkanischen Gesteinsschichten, deren erkaltete Lavaströme wie abgeschnitten an den steilen Innenwänden des Nationalparks der Caldera de Taburiente durch ihre dunklen (Basalt) oder hellgrauen (Trachyt) Farben zu erkennen sind und sich mit rötlichem Tuff, d.h. mit vulkanischem Auswurfmaterial abwechseln.
Bei der bei einem Vulkanausbruch austretenden geschmolzenen, noch glühenden Gesteinsmasse wird zwischen saurer und zähflüssiger sowie basischer und dünnflüssiger Lava unterschieden. Die basische Lava mit relativ geringem Kieselsäuregehalt ist gasarm und erkaltet infolge höherer Temperaturen zu „Stricklava“ und „Fladenlava“ mit gekröseartiger Oberflächenform oder zur scharfkantigen „Brockenlava“. Bei Las Manchas auf der Westseite der Insel befinden sich zu beiden Seiten der Straße, die von dort nach Todoque führt, beeindruckende Stricklavafelder, die durch den Ausbruch des Vulkans San Juan im Jahr 1949 entstanden sind. Die saure Lava mit hohem Kieselsäuregehalt hingegen ist gasreich und erstarrt bei niedrigen Temperaturen zur relativ glattwandigen „Blocklava“.
Der Nationalpark „Caldera de Taburiente“
Durch die besagten Lavagesteins-Schichten entstand im nördlichen Teil La Palmas dieser riesige Vulkankörper der Caldera de Taburiente, ein so genannter „Stratovulkan“ (Schichtvulkan). Die Landschaft des Nordens ist stark zerklüftet, da in den vergangenen Jahrtausenden reißende Gebirgsbäche tiefe Schluchten (barrancos) in den Vulkankörper geschnitten haben. Zwischen diesen „barrancos“ blieben breite Bergrücken, die „tablados“ erhalten. Die Caldera de Taburiente, die 1954 zum Nationalpark erklärt wurde, ist geologisch der älteste Teil der Insel. Für die Entstehung der Caldera de Taburiente nimmt man heute die kombinierte Theorie an, dass sie aus dem Einsturz des ehemals viel höheren Vulkankegels und der Erosion von der Küste her (s. Barranco de las Angustias) entstand. Der hufeisenförmige Kessel der Caldera de Taburiente bildet das Zentrum der Insel und wird im Norden und Osten von dem Gebirgszug der Cumbre de los Andenes halbkreisförmig umschlossen, der Höhen von über 2.000 m erreicht und in dem höchsten Bergmassiv der Insel, dem Roque de los Muchachos (2.426 m) gipfelt. Im Süden wird der Krater von dem Bergsattel der Cumbrecita (1.287 m) und dem Pico de Bejenado (1.875 m) begrenzt. Nach Westen hin läuft der Kessel in den Barranco de las Angustias aus, durch den er entwässert wird und der auch gleichzeitig einen der wenigen Zugänge in die Caldera de Taburiente bildet. Dieses 4.690 Hektar große Schutzgebiet ist mit seiner ursprünglichen Natur, bemerkenswerten Flora und reinen Luft die größte Sehenswürdigkeit auf der Insel. Hier wachsen vor allem Kiefern, Zedern, Tajinaste und die Kanarische Weide. Mit ihren Quellen, Wasserläufen und faszinierenden Wasserfällen (Cascada de Colores und Cascada de La Fondada) ist die Caldera de Taburiente auch das größte Wasserreservoir La Palmas.
Vulkanische Tätigkeit bis in jüngste Vergangenheit
Geologisch jünger als der Nordteil La Palmas sind die südlich angrenzenden Gebirgszüge der Cumbre Nueva und Cumbre Vieja, die durch die Öffnung eines spaltenförmigen, südwärts verlaufenden Risses in der Erdkruste entstanden sind. Hier drang immer wieder Magma an die Erdoberfläche, so dass sich heute auf dem Kamm der Cumbre Vieja über hundert Vulkankegel und Krater aneinanderreihen. Heiße Lavaströme wälzten sich in den letzten Jahrhunderten aus den Kratern bergab in Richtung Meer und hinterließen unfruchtbare erkaltete Lavafelder, die „malpaís“ (schlechtes Land) genannt werden. Da La Palma mit einem Alter von ca. 2 Millionen Jahren nach El Hierro die zweitjüngste der Kanarischen Inseln ist, sind ihre Bildungsprozesse noch nicht abgeschlossen. Der letzte Vulkanausbruch auf La Palma und den Kanarischen Inseln überhaupt ereignete sich am 26. Oktober 1971 und dauerte bis zum 18. November desselben Jahres, als am Fuß des Vulkans San Antonio an der Südspitze von Fuencaliente nach heftigen Eruptionen der Vulkan Teneguía ausbrach. Aus zwei Krateröffnungen (Hauptschloten) des sich aufbäumenden Berges floss Lava, wobei sich der größere Lavastrom in südwestlicher Richtung zum Meer hinunterwälzte, der kleinere zur Südspitze, wo er sich nordöstlich des Leuchtturms von Fuencaliente ins Meer ergoss. Bei diesem Naturschauspiel stieg eine einige hundert Meter hohe Lavafontäne empor, wobei Lapillimassen (Auswurfmaterial von kleinen eckigen oder abgerundeten Vulkansteinchen), Gesteinsbrocken und ein immenser Ascheregen explosionsartig ausgeworfen wurden.
Von Cornelia Bertram