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Zwei Jahre blieb er in Santa Cruz und zog 1858 nach La Orotava, wo er sich als Handelsgärtner niederließ. In dieser Zeit schuf er Gärten, wie z.B. öffentliche Parks in Santa Cruz, La Orotava (Garten des Humboldt-Kurhauses), Puerto de la Cruz und eine große Anzahl von Privatgärten (Hotel „Santa Catalina“ in Las Palmas de Gran Canaria). Hermann Wildpret hat auf Teneriffa geradezu eine botanische Kulturmission erfüllt, da er erkannte, dass sich das milde Klima ausgezeichnet für Gartenanlagen eignete. 1860 wurde die Stelle des Obergärtners am Botanischen Garten in Puerto de la Cruz frei und ihm mit einem Gehalt von 1.000 Peseten angeboten. 34 Jahre lang hatte er diesen Posten inne, von dem er alleine, d.h. ohne seinen Beruf als Handelsgärtner, nicht hätte leben können.
Mit vollem Einsatz und Liebe zur Botanik baute er den verwilderten Park wieder auf und verhalf ihm zu Ruhm und internationalem Ansehen. Als er von seinem Vorgesetzten dazu gedrängt wurde, die spanische Staatsbürgerschaft anzunehmen, trat er 1894 von seinem Amt zurück, da er dadurch seine Identität als Schweizer verloren hätte. Ende 1908 starb er in Santa Cruz de Tenerife. Neun Kinder gingen aus der 1859 geschlossenen Ehe mit einer Spanierin hervor. Einer seiner Urenkel, Professor Wolfredo Wildpret de la Torre, ist heute emeritierter Dekan der Fakultät für Pflanzenbiologie an der Universität La Laguna.
Als Hermann Wildpret 1860 die Stelle am Botanischen Garten in Puerto de la Cruz antrat, nahm er sofort ein Inventar der vorhandenen Pflanzen auf: es waren 220 Arten. 1879, als er seinen mit Nicolás Benítez de Lugo erarbeiteten Pflanzenkatalog herausgab, war die Zahl auf 2.486 angestiegen. In den vielen Jahren seiner Tätigkeit hat Hermann Wildpret über 5.000 Pflanzen auf die Kanarischen Inseln eingeführt. Andererseits ist durch ihn eine große Anzahl einheimischer Arten (zum Teil veredelt) nach Europa und in andere Erdteile exportiert worden, wie z.B. die Heinekenie (Lotus berthelotii; sie wurde von Sabine Berthelot entdeckt), auch Kanarischer Hornklee oder Papageienschnabel (Pico de Paloma) genannt, eine Hängepflanze mit roten schmetterlingsartigen Blüten, die nicht in ihrer endemischen Spezies, sondern nur als Zierpflanze überlebt hat.
Er erforschte die einheimische Flora und hat verschiedene unbekannte Pflanzen, die in den Bergen wuchsen, bestimmt. Für sein verdienstvolles Wirken wurden einige Pflanzen von den Botanikern nach ihm benannt, wie z.B. die Symbolpflanze Teneriffas: Echium wildpretii (Wildprets Natternkopf), eher geläufig unter dem Begriff „Teide-Natternkopf“ (Tajinaste rojo). Hier handelt es sich wahrscheinlich um die am meisten fotografierte Pflanze der Kanarischen Inseln überhaupt, deren hohe mit zahlreichen roten Einzelblüten besetzten Blütenstände zu den botanischen Besonderheiten des Cañadas-Nationalparks gehören.
Der Botanische Garten in Puerto de la Cruz war Hermann Wildprets Lebenswerk. Durch seine Sortenzüchtung, den regen Handel von und nach Europa und der Katalogisierung, Bestimmung und sachverständigen Pflege der Pflanzen erlangte der Botanische Garten wegen seiner wissenschaftlichen Bedeutung Weltruf und wurde zu einem einzigartigen Muster subtropischer Pflanzenkultur. Hermann Wildprets besonderer Verdienst lag aber auch darin, dass ihm das Weiterbestehen des Botanischen Gartens, .......dessen Existenz öfter bedroht schien, zu verdanken war. Immer wieder musste er finanzielle Unterstützung bzw. Vorschüsse aus den eigenen Erträgen seines Samen- und Pflanzenhandels leisten, damit die Arbeiter des Botanischen Gartens ihren Lohn bekamen.
Das von der Regierung genehmigte Budget belief sich im Jahr auf 7.500 Peseten: 2.000 Pts für den Direktor, 1.000 Pts für den Obergärtner, 1.500 Pts für die Arbeiter und 3.000 Pts für Pflanzenkäufe, Dünger, Werkzeuge und Unterhaltung der Bauten. Unter welchen misslichen Umständen Hermann Wildpret arbeiten musste, zeigte die traurige Tatsache, dass die oft wechselnden Direktoren, die von Botanik nicht viel Ahnung hatten, das Geld vom Staat zwar einkassierten, die Löhne der Angestellten aber nicht ausbezahlten. Am Ende seiner Amtszeit hatte Hermann Wildpret 10.000 Peseten aus eigener Tasche in die Erhaltung des Gartens investiert. Nach seinem Weggang verfiel der Botanische Garten aus Mangel an Pflege und gärtnerischem Sachverständnis immer mehr.
Im dritten Teil dieser Serie wird ein Einblick in die Zeit von dem Schweden Eric Sventenius bis zur heutigen Situation gegeben.
Jardín de Aclimaticación de La Orotava
Puerto de la Cruz, Calle Retama 2
9 – 19 Uhr (1. April – 30. September)
9 – 18 Uhr (1. Oktober – 31. März)
Geschlossen:
25. Dezember, 1. Januar und Karfreitag
Hijuela del Jardín Botánico (Außenstelle)
La Orotava, Calle Tomás Pérez 1
9 – 14 Uhr
Geschlossen:
Samstag, Sonntag und Festtage