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Das „moderne“ Teno Alto
Noch heute ist das Leben inmitten des Naturschutzgebietes von der Landwirtschaft geprägt. Wanderer, die in dem Bergdorf den Ausgangspunkt für Wege verschiedener Schwierigkeitsgrade vorfinden, werden auf einer eigenen Hinweistafel darum gebeten, kreuzenden Ziegenherden Platz zu machen. Wie viele abgelegene Orte ist auch Teno Alto vom Aussterben bedroht. Von den 85 Bewohnern haben die meisten das Rentenalter bereits überschritten. Sie teilen sich den Lebensraum mit circa 1.000 Ziegen und ihre Gesichter sind geprägt von dem kargen Leben in einer rauen Gegend.
In Teno Alto, das zu Zeiten der spanischen Eroberung Jahrzehnte lang einer der letzten Zufluchtsorte der Ureinwohner Teneriffas war, die sich den Fremden nicht unterwerfen wollten, gibt es noch viele Spuren der Vergangenheit zu entdecken. Zahlreiche Höhlen zeugen von den Ureinwohnern, den sogenannten Guanchen, und selbst nachdem auch dort Hütten gebaut wurden, hat man sie in die Nähe der Höhlen errichtet, sodass man diese noch für das Vieh oder zur Lagerung nutzen konnte.
Die Tour
Das Büro für Umwelterziehung „El Cardón“ in Buenavista del Norte bietet eine ethnologische Tour an, auf der man vielen interessanten Stätten und Geschichten begegnet.
Da gibt es Steinwälle, die den Hirten Schutz vor stürmischen Winden boten oder einen alten Waschplatz, Lavadero, an der Fuente Torre, an dem noch vor nicht allzu langer Zeit die Frauen Waschtag hielten. Sie erzählen noch heute, wie ihre Mütter und Großmütter in trockenen Sommern bis ins Nachbardorf El Palmar laufen mussten, weil es kein Wasser mehr gab. Mühsam wurde dann dort gewaschen und mit Eseln das Wasser in Kanistern nach Hause getragen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass so manche alte Hausfrau noch heute das mehrmals das gleiche Wasser zum Geschirrspülen nutzt. Zu tief haben sich diese kargen Zeiten in die Erinnerung und den Alltag eingegraben.
Um el Roque de la Cruz machen die Einwohner einen großen Bogen. Dort sind in einer Höhle die Kisten gelagert, mit denen bis in die 70-er Jahre die Toten ins Tal getragen wurden, um sie in geheiligter Erde zu begraben. Auch in anderen abgelegenen Ortschaften wurden derartige Kisten als Transportmittel genutzt, aber nur in Teno Alto sind sie noch an dem gleichen Platz, an dem sie schon immer waren. Man kann sich vorstellen, welch schauriges Bild sich bot, wenn eine Gruppe schwarz gekleideter Männer mit einer Kiste auf den Schultern aus dem Nebel ins Tal zog.
Man kann auch noch einen alten Dreschplatz bewundern und sogar ein traditioneller Ziegelofen ist in der Nähe des Dorfes erhalten. Don Pedro zeigt, wie die Ziegel einst von drei Meistern und ihren Gehilfen gefertigt wurden. Er ist einer der Wenigen, die diese Kunst noch beherrschen und überzeugt trotz seiner 80 Lenze durch seine Geschicklichkeit.
Gesiebter Lehmboden wurde mit Wasser vermischt und mit bloßen Füssen gestampft und vermischt. Eine gute Portion Leibesfülle waren bei dieser Arbeit durchaus von Vorteil. Der Lehmteig wurde dann in eine rechteckige Form gefüllt, gerade gestrichen und mit einem Ruck auf ein gewölbtes Holz gezogen, das dem Ziegel die richtige Form gab. Zwei Tage lang mussten sie in der Sonne trocknen, ehe sie dann sechs bis acht Stunden lang gebrannt wurden. Dieser Arbeitsgang wurde nachts vollzogen und meist versammelten sich Familien und Freunde mit Picknickkörben um das Feuer und hielten Wache. Die kalte Nachtluft vertrieb man mit Bewegungsspielen, viel Gelächter und einem Gläschen Wein.
Die geführte Wanderung wird auf Wunsch auch auf Deutsch oder Englisch angeboten. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 922 12 79 38 oder direkt im Büro gegenüber der Plaza in Buenavista del Norte möglich. Es ist ein Ausflug in eine vergangene Zeit, die gerade dort – in der mal lieblichen und mal bizarren Bergwelt – vor dem geistigen Auge lebendig wird.