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Wie das menschliche Herz arbeitet
Das Blut, das durch den Körper gepumpt wird, versorgt alle Organe mit Sauerstoff und Nahrung und transportiert Abfallprodukte zu den Ausscheidungsorganen. Das Herz besteht aus zwei Pumpen, die als Team arbeiten. Dabei bestehen rechte und linke Herzhälfte jeweils aus einer Kammer (Ventrikel) und einem Vorhof (Atrium). Blut wird aus dem rechten Vorhof in die rechte Herzkammer gepumpt, von wo es durch die Lungenarterie in die Lunge gelangt, um die Kohlendioxide zu entfernen und das Blut wieder mit Sauerstoff aufzuladen. Dann kommt das Blut über die Lungenvene wieder zum linken Vorhof des Herzens, danach in seine linke Kammer. Von dort aus wird es über die Aorta in den Körper gepumpt. Das Herz verfügt über vier Ventile (Klappen), um sicherzustellen, dass das Blut immer nur in eine Richtung fließt. Sie befinden sich zwischen den Vorhöfen und den Kammern sowie jeweils am Austritt der Kammern zur Lungenarterie bzw. zur Aorta. Das elektrische System des Herzens reguliert seine Schläge. Eine spezielle Zellgruppe, die sogenannten Sinusknoten, senden ein elektrisches Signal an den entsprechenden Muskel, damit dieser kontrahiert. Das normale elektrische Muster ist ein Sinusrhythmus, der im Allgemeinen dazu führt, dass das Herz im Ruhezustand zwischen 60 und 100 Mal pro Minute schlägt. Der Rhythmus unseres Herzens ändert sich über den Tag: langsamer, wenn wir in Ruhe sind, und in der Regel schneller, wenn wir körperlich aktiv oder sehr ängstlich oder aufgeregt sind. All dies ist völlig normal. Dazu gehören Herzklopfen (ein pochendes oder flatterndes Gefühl im Brustbereich) oder ein fehlender bzw. ein zusätzlicher Schlag (Herzstolpern). Dieser als Extrasystole bezeichnete Herzschlag kommt vor allem bei Jugendlichen häufiger vor und ist meist unbedeutend und harmlos. Keines dieser Zeichen deutet auf ein Herzproblem hin. Wenn allerdings Unregelmäßigkeiten auftreten, dann sollte ein Arzt konsultiert werden, um mögliche Leiden auszuschließen oder zu erkennen. Der Begriff Herz-Kreislauf-Erkrankung (HKL-Erkrankung) ist zwar nicht einheitlich definiert, aber er wird dafür verwendet, eine Reihe von Herz- und Kreislauf-Zuständen zu beschreiben. Einer der Gründe, dies gemeinsam zu betrachten, besteht darin, dass viele Kennzeichen von Herzerkrankungen, wie Angina pectoris oder Herzinfarkt, oft durch eine Bedingung verursacht werden: die Arteriosklerose.
Koronare Herzkrankheiten
Arteriosklerose (auch Arterienverkalkung oder Arterienverhärtung genannte) ist die Bezeichnung für den Aufbau von Fettablagerungen an der Arterienwand. Arteriosklerose tritt häufig auf und in fortgeschrittenem Zustand können die Arterien so eng werden, dass durch sie nicht genügend Blut fließen kann. Wenn Arteriosklerose die Arterien des Herzens befällt, spricht man von Koronaren Herzkrankheiten. Dieser Zustand kann zu Angina pectoris oder Blutgerinnseln führen, die Herzinfarkte oder Schlaganfälle verursachen können. Leider wissen viele Menschen nicht, dass sie unter einer Koronaren Herzkrankheit leiden, bis sie einen Infarkt bekommen.
Angina pectoris (Stenokardie)
Angina pectoris entsteht, wenn der Herzmuskel nicht genügend Blut bekommt, oft durch Koronare Herzkrankheiten verursacht. Ursachen können aber auch Konorarspasmus oder ein Kardiales Syndrom X sein. Angina pectoris zeigt sich als Schmerzen oder Unbehagen in der Brust, in der Regel als Schwere oder Enge, die sich auch auf die Arme, den Hals, den Kiefer, den Rücken oder den Magen ausdehnen kann. Bei manchen Menschen zeigt es sich als heftiger, bei anderen Menschen als dumpfer Schmerz, es kann aber auch Kurzatmigkeit auftreten. Symptome, die normalerweise nach einigen Minuten wieder abklingen, können durch kaltes Wetter, körperliche Anstrengung und emotionalen Stress ausgelöst werden oder nach dem Essen einer Mahlzeit, insbesondere einer reichlichen Mahlzeit, entstehen.
Herzrhythmusstörungen (Arrhythmie)
Dies tritt auf, wenn das Herz in einem ungewöhnlichen Rhythmus schlägt – entweder zu schnell, zu langsam oder in einem ungleichmäßigen Takt. Das ist in der Regel auf Probleme mit dem elektrischen System des Herzens zurückzuführen, das für das Auslösen der Herzschläge zuständig ist. Wenn das Herz zu schnell schlägt, spricht man von Herzrasen (Tachykardie). Dazu gehört auch das Vorhofflimmern, eine der am häufigsten vorkommenden Erscheinungen, die zugleich die Hauptursache für Schlaganfälle ist. Einen zu langsamen Herzschlag bezeichnet man auch als Langsamherzigkeit (Bradykardie).
Herzmuskelstörung (Kardiomyopathie)
Hier handelt es sich um eine Erkrankung des Herzmuskels. Es werden Größe und Struktur des Herzens verändert und es kann auch Auswirkungen auf den Herzschlag geben. Alle drei Haupttypen sind vererblich, wodurch oft mehrere Mitglieder einer Familie mehr oder weniger davon betroffen sind. Diese Typen sind zwar unheilbar, aber die meisten Menschen werden in ihrer Lebensdauer und Lebensqualität kaum eingeschränkt, auch wenn das oft mit Medikamenteneinnahme und Änderung des Lebensstils verbunden ist. Dennoch wird ein kleiner Prozentsatz von Betroffenen seine Aktivitäten einschränken müssen und in einigen Fällen besteht sogar die Gefahr des Todes durch Rhythmusstörungen. Eine weitere Art ist die Stress-Kardiomyopathie, die in der Regel durch extreme Belastungen verursacht wird, die sich im Allgemeinen aber über längere Zeit verbessern kann.
Herzklappenerkrankungen
Beschädigte oder kranke Herzklappen können den Blutfluss durch das Herz beeinflussen. Wenn sich die Klappe nicht richtig öffnet, spricht man von einer Klappenstenose. Vor der Klappe staut sich das Blut und die Blutmenge, die durch den Körper gepumpt wird, reduziert sich. Wenn sich die Klappe dagegen nicht vollständig schließt, dann wird das als Klappeninsuffizienz bezeichnet. Hierbei kommt es zu einem Rückfluss des Blutes. Beide Zustände können das Herz stark belasten. Einerseits benötigt es mehr Kraft, um das Blut durch die verengte Stelle zu pumpen, andererseits wird mehr Kraft benötigt, um das Volumen des zurückgeflossenen Bluts durch mehr Pumpleistung auszugleichen. Einige Menschen werden bereits mit Herzklappenfehlern geboren, bei anderen führen Herzmuskelstörungen, Alterung, erlittene rheumatische Erkrankungen, Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) oder Schäden nach einem Herzinfarkt zu dieser Erkrankung. Nicht immer sind dabei Symptome erkennbar, es kann aber auch zu Atemnot, zur Schwellung der Knöchel und Füße sowie zu Müdigkeit führen. Aber auch ohne Symptome wird die Krankheit häufig durch Ärzte wegen ungewöhnlicher Geräusche im Herzen bemerkt, auch wenn nicht alle Geräusche auf ein Problem hindeuten. Andere Herzkrankheiten, die allerdings viel seltener auftreten, sind beispielsweise das Long-QT-Syndrom, Kardiomegalie (Herzvergrößerung), Perikarditis (Herzbeutelentzündung) und das Marfan-Syndrom (vererbter Gendefekt, der das Bindegewebe schwächt).
Diagnose
Abhängig von den Symptomen werden vom Arzt ein oder mehrere Tests empfohlen. Diese umfassen ein Elektrokardiogramm (EKG), das elektrische Aktivitäten überwacht; eine Elektrophysiologische Studie (EPS) zur Diagnose eines unnormalen Herzrhythmus; eine Koronarangiografie (ein Röntgen- und Kontrastfarbstofftest zur Untersuchung der Herzkranzgefäße); eine Computertomografie (CT) zur Erfassung und Messung von Kalzium-Ablagerungen in den Arterien; ein Echokardiogramm, das unter Verwendung von Schallwellen ein Bild des Herzens erzeugt und dessen Struktur und Pumpfunktion, Dicke des Muskels und die Bewegung jeder Herzklappe identifizieren kann.
Behandlungen
Einige Herzkrankheiten benö- tigen keine Behandlungen, müssen aber sorgfältig auf Veränderungen oder Komplikationen überwacht werden. Andernfalls können Medikamente sehr effektiv für die Kontrolle der Symptome und die Verringerung der Gefahr eines Herzinfarkts oder eines Schlagabfalls eingesetzt werden. In ernsteren Fällen können verschiedene Verfahren empfohlen werden. Diese schließen eine Kardioversion ein, die normalerweise elektrische Schocks verwendet, um einen normalen Herzrhythmus wiederherzustellen; Kathederablationen, um selektiv Bereiche des Herzens zu zerstören, die den Herzrhythmus negativ beeinflussen; Angioplastie, um verengte Abschnitte der Koronararterien zu erweitern; einen implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD), eine kleine Vorrichtung, die in der Brust oder im Bauchraum platziert ist, um die Arrhythmie zu kontrollieren. Die Bypass-Operation ist in der Regel der letzte Ausweg wegen der Gefahren, die damit verbunden sind. Dabei werden Blutgefäße aus einem anderen Körperteil verwendet, um eine blockierte Arterie zu umgehen.
Hoffnung und Gesundheit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache weltweit und machen fast ein Drittel aller Todesfälle pro Jahr aus. Die erfolgreiche Erforschung ihrer Vorbeugung und Heilung weckt immer großes Interesse bei ihrer Veröffentlichung und der Januar war ein guter Monat, Hoffnung für die Zukunft anzubieten. So wurde in einer Radiologie-Zeitschrift von einer neuen Software berichtet, die in der Lage sein soll, unabhängig von äußeren Systemen vorauszusagen, wann Herzpatienten sterben, sodass Ärzte auf dringende Behandlungen mehr aufmerksam gemacht werden. Entworfen von Forschern am MRC London Institute of Medical Sciences wurde das Programm acht Jahre lang mit Patientenakten gefüttert und dabei die Blut-Testergebnisse und MRT-Scans der Herzen von 256 Patienten analysiert. Sie konnten lernen, welche Anomalien den Tod vorhergesagt haben. Die Wahrscheinlichkeit, welche Patienten nach einem Jahr noch am Leben sein werden, wurde vom Programm zu 20 Prozent besser eingeschätzt, als von den Ärzten. Die Software wurde unter Verwendung von Daten von Patienten mit pulmonaler Hypertonie entwickelt. Die Forscher hoffen nun, dass sie auch für andere Herzerkrankungen getestet werden kann und sie zukünftig für die Ärzte breit verfügbar sein wird. In einer zweiten Studie scheint man wenigstens eine Möglichkeit erkannt zu haben, wie Stress zu entzündeten Arterien und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Nach den in The Lanced veröffentlichten Forschungsergebnissen führt Stress zur Erhöhung von Aktivitäten in einem der primitivsten Teile des Gehirns. Die Amygdala ist ein paariges Kerngebiet im Gehirn und besteht aus zwei mandelförmigen Gruppen von Zellen, die mit starken Emotionen wie Angst, Wut und Vergnügen umgehen. Es ist der Teil des Gehirns, der jemanden auf Kampf oder Flucht vorbereitet. Während der Studie, die von einem Team der Harvard Medical School in den USA durchgeführt wurde, stellte sich heraus, dass Teilnehmer, die eine höhere Aktivität in den Amygdalaen registrierten, eher eine Herz-Kreislauf-Erkrankung entwickeln, als andere – und das auch früher. Die Wissenschaftler glauben, dass die Amygdala verlangen, dass zusätzliche weiße Blutkörperchen durch das Knochenmark produziert werden, wobei die Zellen dann die Arterien entzünden. Sie sind der Meinung, dass Stress als Risikofaktor genau so wichtig ist, wie Rauchen und hoher Blutdruck.
Sind Sie gefährdet?
Obwohl bestimmte Bedingungen nicht geändert werden können, wie zum Beispiel angeborene Ursachen, über 65 sein, ethnischer Hintergrund (so haben Südasiaten ein signifikant größeres Risiko für Herzerkrankungen als die sonstige Bevölkerung), Familiengeschichte oder Geschlecht (Männer neigen in einem früheren Lebensalter zu solch einer Entwicklung als Frauen), gibt es bestimmte Lebensstilfaktoren, die das Risiko der Entwicklung von Arteriosklerose und anderen Arten der HerzKreislauf-Erkrankungen erhöhen. Dazu gehören: Rauchen, Fettleibigkeit, Stress, hoher Cholesterinspiegel, physische Inaktivität, Alkoholmissbrauch, unkontrollierter hoher Blutdruck und Diabetes Typ 2. Entsprechende Veränderungen des Lebensstils können die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern oder die Symptome abschwächen. Also: Stellen Sie für ein gesundes Herz- und Kreislauf-System sicher, dass Sie sich genügend bewegen, dass Sie eine Diät essen, die arm an Salz und an ungesättigten Fettsäuren aber reich an Obst, Gemüse Vollkornprodukten und Bohnen ist. Halten Sie ein gesundes Gewicht, trinken Sie moderate Mengen an Alkohol, hören Sie auf zu rauchen, kontrollieren Sie Ihren Blutdruck und Zuckerspiegel regelmäßig. Und schränken Sie Ihren Stress ein, indem sie die Umstände verändern, oder lernen Sie Entspannungstechniken.