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Neben Methoden zur Fettabsaugung oder Brustveränderungen sind es vor allem Eingriffe im Gesicht, die heute im Trend liegen. Verwunderlich ist das nicht – immerhin sieht man hier die Spuren des Älterwerdens zuerst. Dazu kommt, dass junges, fittes Aussehen heute einen immensen Stellenwert besitzt und oftmals gleichgesetzt wird mit Erfolg und Dynamik.
Die Devise in der ästhetischen Chirurgie lautet heute ganz klar: So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Extreme Eingriffe, wie etwa Hautstraffungen, bei denen das Gesicht nachher maskenhaft-starr wirkt, gehören längst der Vergangenheit an. Je kleiner jedoch der Eingriff ist, umso natürlicher wirkt das Ergebnis. Darüber hinaus ist das Risiko auch geringer – denn je tiefer das Skalpell schneidet, desto höher ist das Risiko einen Gesichtsnerv zu treffen und irreparablen Schaden anzurichten. Doch auch wenn die Techniken heute immer ausgefeilter werden: eine Schönheits-Operation birgt immer eine gewisse Gefahr. Narkoseprobleme, Infektionen und Störungen der Wundheilung können dabei ebenso auftreten wie bei jeder anderen Operation auch. So kommt es auch immer wieder zu Todesfällen, über die in den Medien berichtet wird: 2011 beispielsweise verstarb das Erotik-Model Carolin Wosnitza in einer Hamburger Klinik. Bei einer Brust-OP hatte die junge Frau einen Herzstillstand erlitten. In einem Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ brachte es damals Dr. Klaus Müller, Chefarzt der Abteilung für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie an der Asklepios-Klinik in Hamburg-Wandsbek so auf den Punkt: „Dieser ganze Markt ist nicht geschützt, und das macht das Risiko aus.“ Im Extremfall könne das dann zum Tode der Patientin führen. Müller gab auch zu bedenken, dass die Menschen, die sich solchen sogenannten schönheitschirurgischen Eingriffen unterwerfen, in aller Regel jung und gesund sind. Das führe dazu, dass das Personal in diesen Kliniken überhaupt keinen Blick mehr habe für ein eventuell vorbestehendes erhöhtes Risiko und auch keinerlei Übung und Erfahrung mehr im Umgang mit kritischen Situationen oder gar akuten Notfällen. In einem normalen Krankenhaus, wo auch die kranken und schwerstkranken Patienten vom gleichen Personal betreut und versorgt werden, bestehe eine ganz andere Erfahrung und Routine im Umgang mit kritischen Situationen. Eine zweite Gefahr sind groteske Operationsergebnisse, die dann in anderen Krankenhäusern wieder korrigiert werden müssen.
Diese Risiken versuchen Mediziner heute unter anderem dadurch zu verringern, dass sie, wenn möglich, einen endoskopischen Eingriff vornehmen, bei dem eine Minikamera die Arbeit des Operateurs sozusagen überwacht. Andere Methoden kommen heute sogar ganz ohne Skalpell aus – dazu gehört die Entfernung von Tränensäcken durch Lasertechnologie.
Zu den bekanntesten Operationen zählt sicher das sogenannte Facelift. Sein Ausmaß richtet sich heute nach der Hauterschlaffung. Kleiner Eingriffe, sogenannte Miniliftings, wirken nur auf den Wangenbereich. Gestrafft wird lediglich die Haut, nicht aber das darunter liegende Muskelgewebe. Das Ergebnis hält deshalb auch nur maximal zwei Jahre. Unter Experten gilt ein Mini-Facelifting als wenig effektiv und ist auch nur für junge Patienten mit ebenso minimalen Problemen geeignet. Das Midface-Lifting dagegen begrenzt sich auf die Mittelpartie des Gesichts, wenn die Erschlaffung nur die Wangenregion betrifft, während die Hals-Kinn-Kontur noch glatt ist. Es kann auch mit dem Endoskop ausgeführt werden. Beim großen Facelifting werden Schläfen, Wangen und Hals behandelt. Bei Bedarf kann auch eine Straffung der Stirn einbezogen werden. Alle Faceliftings werden in Dämmerschlaf oder Vollnarkose durchgeführt.
Beim Midface hebt der Operateur nicht so viel Haut wie beim großen Facelifting ab, aber sowohl Haut- als auch Fett- und Muskelschicht werden gestrafft. Die etwa vier Zentimeter langen Schnitte liegen in der behaarten Kopfhaut über dem Ohr und innen im Mund in Höhe der Nasenflügel oder am unteren Lidrand. Eine innere Naht zieht die abgesackten Fettpolster der Wangenregion nach oben, wo sie in ihrer ursprünglichen Position fixiert werden und wieder mit dem Gewebe verwachsen. Über einen Schnitt im behaarten Schläfenbereich, der sich rings um das Ohr fortsetzt, wird eine tiefe Bindegewebsschicht mit Muskeln und Fett fast komplett von der Gesichtshaut gelöst und mit Fäden wieder hochgezogen. Die Haut wird anschließend locker und ohne Zug wieder darüber gelegt, Überschüssiges wird abgeschnitten. Soll auch die Stirn gestrafft werden, ist ein zusätzlicher Hautschnitt erforderlich, der in der Stirnmitte hinter der Haargrenze beginnt und beidseitig bis zur Schläfe reicht.
Nach dem Midface-Lifting ist die Wangenpartie geglättet und sitzt wieder an ihrer jugendlich hohen Position auf den Wangenknochen. Es ist geeignet für jüngere Patienten zwischen 30 und 40 Jahren und soll sieben bis acht Jahre halten. Sobald auch der Hals deutliche Alterungsspuren zeigt, ist eine komplette Straffung der Gesicht-Hals-Region erforderlich. Damit ist eine Verjüngung um zehn bis 15 Jahre zu erreichen. Die Haut sieht frischer und glatter aus. Tiefe Nasolabial- und Augenfalten bzw. Augenringe bleiben davon jedoch unbeeinflusst.
Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass Operationen an den Augen heute ebenfalls im Trend liegen. Dazu gehört beispielsweise die Straffung des Oberlids. Dabei wird das Lid in der Falte aufgeschnitten und überschüssige Haut entfernt. Die Naht verläuft direkt in der Lidfalte, sodass sie bei quasi unsichtbar ist, wenn das Auge offen ist. Die Vorteile dieser OP: Ein müder Gesichtsausdruck verschwindet. Bei einigen Patienten gibt es allerdings noch einen anderen Grund für diesen Eingriff: bei ihnen sorgen die Falten am Oberlid dafür, dass die Sicht eingeschränkt ist.
Auch die Korrektur des Unterlids gehört heute zum Standardprogramm in Ästhetisch-Plastischen Kliniken. Dabei geht es primär um die Entfernung der Tränensäcke am Unterlid. Der Schnitt verläuft wenige Millimeter unterhalb des Wimpernrandes und ist ebenfalls beinahe unsichtbar. Eine Alternative zum Skalpell ist bei diesem Eingriff die Lasertechnik, bei der die Tränensäcke quasi verdampft werden. Nachteil: Der Heilungsprozess dauert deutlich länger. Vorteil: Ein solcher minimal invasiver Eingriff birgt weniger Risiken. Neben Lasereingriffen zählen dazu auch sogenannte chemische Peelings, mit denen sich oberflächliche Falten ausradieren lassen, und Botox-Behandlungen. Bei diesem Klassiker der Schönheitsmedizin wird ein Wirkstoff eingesetzt, der aus dem Bakterium Clostridium botulinum gewonnen wird. Dieses Mikrobenprodukt wirkt wie ein Nervengift: Es lähmt die Muskeln. Deshalb spritzen Ärzte Botulinumtoxin, wenn sie schwere Muskelkrämpfe lösen wollen. Bekannter ist das Gift in der Kosmetik, weil es Gesichter glättet. Denn wo sich Muskeln nicht mehr zusammenziehen können, wirft die Haut darüber keine Falten mehr. Der Schönheitschirurg spritzt Botox direkt dort unter die Haut, wo die Falte sitzt. Er will jene Muskelfasern treffen, die Falten hervorrufen. Können diese Muskeln nicht mehr arbeiten, wirkt die Haut straffer und jünger. Die Wirkung des Gifts hält drei bis sechs Monate an.
Je nachdem, wie viel Bakteriengift der Arzt injiziert hat, können sich die Muskeln nur noch schwach oder gar nicht mehr zusammenziehen. Das heißt, Sie können möglicherweise nicht mehr Ihre Stirn runzeln oder eine Zornesfalte über der Nasenwurzel produzieren. Vielleicht fällt auch das Lächeln schwer. Falten, die ohne Zutun von Muskeln entstehen, lassen sich mit Botox nicht glätten.
Bevor man sich für die eigene Schönheit auf den OP-Tisch begibt, sollte man unbedingt vorher einige Dinge klären: zum einen natürlich die Art des Eingriffs mit Vor- und Nachteilen. Zum anderen aber spielt natürlich auch die Qualifikation des Mediziners eine große Rolle. Und da ist es leider ein wenig heikel, weil der Begriff Schönheits-Chirurg keine rechtlich geschützte Berufsbezeichnung ist. Daher raten Ärzte vor allem dazu, sich vor der OP über den jeweiligen Kollegen schlau zu machen, beispielsweise dadurch, dass man versucht, ehemalige Patienten des Operateurs zu treffen. Auch die Bezeichnung „Facharzt für plastische Chirurgie“ kann weiterhelfen. Zumindest in Deutschland bedeutet dies nämlich, dass der Arzt eine sechsjährige Fortbildung absolviert haben muss. Darüber hinaus sollten Patienten immer die Meinung eines zweiten Arztes einholen, bevor sie sich für einen Eingriff entscheiden. Die „Stiftung Warentest“ rät sogar dazu, drei verschiedene Mediziner zu befragen. Vorsicht ist übrigens geboten, wenn der Arzt verblüffende Effekte seiner Methode mittels Computersimulation beweisen möchte – diese Vorher-Nachher-Bilder sind manipulierbar.
Ein kompetenter Chirurg legt bereits im Vorfeld viel Wert auf eine umfassende Beratung seines Patienten. Dabei wird er nicht nur den geplanten Eingriff genau erklären, er wird auch Risiken und Nebenwirkungen nicht verschweigen sowie mögliche Alternativen kennen. Nach diesem ersten Gespräch sollte der Patient genügend Zeit bekommen, um über den Eingriff nachzudenken. Vorsicht ist also geboten, wenn der Arzt sofort einen Termin für die Operation vereinbaren möchte.