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Am Unfallort
Es hat kräftig gekracht und Sie sind als Erster vor Ort. Bevor Sie die Rettungskräfte alarmieren, sollten Sie sich zunächst einen Überblick verschaffen: Wie viele Wagen sind in den Unfall verwickelt, wie viele Verletzte sehen Sie? Diese Informationen plus Angaben über den genauen Unfallort, helfen den Sanitätern. Aber Achtung: Sie sollten unbedingt Rückfragen abwarten und nicht gleich auflegen, wenn Sie ihre Informationen durchgegeben haben. Parallel dazu sollten Sie die Unfallstelle durch Warndreiecke sichern. Achten Sie auch auf Ihre eigene Sicherheit und benutzen Sie die Warnweste in Ihrem Auto! Danach sollten Verletzte aus der Nähe der Autos entfernt und am Straßenrand abgelegt werden, um sie aus der Gefahrenzone zu bekommen. Dazu stellen Sie sich dicht an das Kopfende des Unfallopfers, greifen mit beiden Händen unter dessen Schulter, Hals und Kopf, richten den Betroffenen in Sitzposition auf und stützen Sie ihn mit den Knien ab. Danach fassen Sie unter den Achselhöhlen des Patienten durch und greifen einen Ihrer Unterarme mit der anderen Hand. Dann ziehen sie Ihren Arm quer über die Brust des Patienten. So können Sie ihn rückwärts an einen sicheren Ort bringen.
Bei Bewusstlosigkeit
Reagiert eine Person nicht auf Ansprache und Reize, obwohl sie atmet, ist sie bewusstlos. Dann ist es am wichtigsten, sie in die stabile Seitenlage bringen. Denn: Bei Bewusstlosigkeit erschlafft die Muskulatur, deshalb kann die Zunge bei Rückenlage nach hinten fallen und die Atemwege verschließen. Eine weitere Gefahr: Blut oder Erbrochenes gelangen leicht in die Atemwege. Schlimmstenfalls kann das zum Ersticken führen. Öffnen Sie zunächst den Mund des Verletzten und entfernen Sie eventuelle Fremdkörper. Anschließend nähern Sie Ihre Wange dem Mund und der Nase des Patienten. Können Sie einen Luftzug oder Atemgeräusche wahrnehmen? Blicken Sie gleichzeitig auf Brustkorb und Bauch: Heben und senken sie sich?
Atmet die Person normal, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage, um ein Ersticken an Blut, Speichel und Erbrochenem zu verhindern:
Strecken Sie die Arme des Betroffenen aus. Knicken Sie den Ellenbogen, der Ihnen am nächsten ist, rechtwinklig zum Körper ab. Der Arm zeigt nach oben. Der andere Arm wird quer über die Brust gelegt und der Handrücken gegen die Ihnen zugewandte Wange gehalten. Ziehen Sie mit der freien Hand das entfernte Bein zu sich hin, um die Person auf die Seite zu rollen. Danach das obere Bein in Hüfte und Knie abwinkeln. Um die Atemwege frei zu halten, überstrecken Sie den Kopf leicht nach hinten. Fixieren Sie diesen mit der Hand, die unter der Wange liegt.
Bei blutenden Wunden
Platzwunde am Kopf: mit steriler Wundauflage versorgen. Zum Fixieren Dreiecktuch seitlich am Kopf verknoten.
Bei Nasenbluten den Kopf des Verletzten leicht nach vorne beugen. Den Nacken kühlen, zum Beispiel mit einem feuchten Waschlappen. Weder Watte noch Mull in die Nase stecken – das Blut soll ablaufen. Bei Blutungen aus dem vorderen Nasenabschnitt kann es helfen, die Nasenflügel für einige Minuten fest mit den Fingern zusammenzupressen und während der Zeit durch den Mund zu atmen. Bei Wunden am Bein am besten ein Tuch auf die Wunde pressen, bei Armwunden den Arm hochhalten und Arterie an der Oberarminnenseite abdrücken, bei blutenden Verletzungen am Rumpf oder Kopf Tücher auf die Wunden pressen, um die Blutung zu stoppen.
Bei größeren Blutungen den Notarzt rufen.
Fremdkörper in der Wunde dürfen nicht herausgezogen werden, denn das reißt die Verletzung noch weiter auf.
Bei Infarkt und Schlaganfall
Ein Herzinfarkt kündigt sich oft durch starke Schmerzen hinter dem Brustbein an, die in den linken Arm ziehen können. Oft tritt zusätzlich kalter Schweiß auf, dem Betroffenen wird übel. Bei einem Schlaganfall dagegen äußert sich die Erkrankung oftmals durch Lähmungserscheinungen, Seh- oder Sprachstörungen. Auch Nackensteifigkeit und Kopfschmerzen können Alarmzeichen sein. In beiden Fällen kommt es entscheidend darauf an, wie schnell der Betroffene medizinische Hilfe erhält. Also geht es hier vor allem darum, so schnell wie möglich den Rettungsdienst zu alarmieren.
Bei Verbrennungen und Verbrühungen
Vor allem für Eltern kleiner Kinder ist das ein ständiges Angstthema: Das Kind zieht eine Tasse mit heißem Tee vom Tisch oder berührt – trotz vieler Warnungen – die heiße Herdplatte. Bei kleineren Verbrennungen hilft Kühlen, um die Schmerzen zu lindern. Aber Vorsicht: Kein Eiswasser benutzen, um eine Unterkühlung des betroffenen Körperteils zu vermeiden. Bei Verbrühungen zunächst die Kleidung vorsichtig entfernen. Klebt diese am Körper, keinesfalls versuchen, sie abzuziehen. In diesen Fällen den Betroffenen unbedingt angezogen lassen. Eine Brandblase niemals selbst öffnen und auch auf Hausmittel wie Butter oder Quark verzichten. Beides kann zu Infektionen führen. Grundsätzlich sollten nur kleine Verbrennungen selbst behandelt werden. Ist eine größere Fläche betroffen: den Notarzt alarmieren und auf den Rettungswagen warten. Die Sanitäter kennen die Krankenhäuser, die auf Brandverletzungen spezialisiert sind, am besten.
Ebenfalls den Notruf alarmieren, sollte man sofort, wenn es zu Vergiftungen gekommen ist. Auch hier ist von eigenmächtigem Handeln abzuraten. Beispiel: Ein Betroffener hat eine ätzende Flüssigkeit getrunken. Wer jetzt dafür sorgt, dass er sich erbricht, riskiert eine Verätzung der Atemwege. Die Substanz, die der Patient eingenommen hat, wenn möglich aufbewahren und dem Sanitäter mitgeben.
Bei Knochenbrüchen
Ob beim Sport oder im Haushalt – zu Brüchen kann es relativ schnell kommen. Sollte es sich um einen Beinbruch handeln, wird das betroffene Bein am besten mit gerollten Decken oder Kissen in eine stabile Lage gebracht. Sind Schulter, Arm oder Hand betroffen: den Arm mit der gesunden Hand möglichst dicht und ruhig am Körper halten. Handelt es sich bei der Verletzung um einen sogenannten offenen Bruch, bei dem der Knochen die Hautoberfläche durchdrungen hat, die Wunde mit keimfreier Wundauflage abdecken. Bei geschlossenen Brüchen ein cool pack in ein Handtuch wickeln (zur Not tut es auch ein Eisbeutel) und damit die Stelle vorsichtig kühlen. Damit kann eine Schwellung vermieden oder vermindert werden.
Oftmals tritt zu den Verletzungen auch ein Schock bei dem Betroffenen auf. Ein solcher entsteht, wenn der Körper mehr Sauerstoff braucht, als er bekommt. Ursachen für einen Schock sind unter anderem Blutverlust, allergische Reaktionen oder Herzprobleme. Ein Schock äußert sich oft dadurch, dass die Person blass wird und kalten Schweiß absondert. Der Puls geht schnell, ist aber nur schwach fühlbar, viele Betroffene zittern oder sind unruhig. Ist der Patient bei Bewusstsein: in die sogenannte Schocklage bringen. Dazu den Oberkörper flach auf dem Boden lagern, die Beine etwa um 30 Grad erhöht – am besten durch ein Kissen. Achtung: Das gilt nicht, wenn der Schock durch Herzprobleme hervorgerufen wird. In diesem Fall muss der Oberkörper erhöht gelagert werden! Ist der Betroffene bewusstlos, muss er in die stabile Seitenlage gebracht werden (s. Punkt Bewusstlosigkeit).
In vielen Fällen steht der Ersthelfer zudem vor dem Problem, dass er einen Verletzten wiederbeleben muss. Das gilt vor allem bei einem Herzstillstand. Hier zählt vor allem schnelles Handeln – denn schon nach wenigen Minuten der Unterversorgung mit Sauerstoff sterben bei einem Menschen die ersten Gehirnzellen ab. Die Erfolgschancen einer Reanimation sind umso größer, je früher die Herzdruckmassage einsetzt. Sie sollte möglichst auf einer harten Unterlage durchgeführt werden. Das bedeutet: Der oder die Betroffene sollte auf dem Boden gelagert werden.
Knien Sie seitlich neben dem Verletzten. Machen Sie die Atemwege frei (Kopf überstrecken, Kinn anheben). Kontrollieren Sie, dass sich keine Fremdkörper in Mund und Rachen befinden, welche die Atmung blockieren.
Falls die Person nicht oder nicht normal atmet und keine Lebenszeichen zeigt, beginnen Sie mit folgenden Maßnahmen:
Legen Sie den Ballen einer Hand auf die Mitte der Brust der Person. Den anderen Handballen legen Sie darüber.
Drücken Sie mit gestreckten Armen und geradem Rücken den Brustkorb fünf bis sechs Zentimeter ein. Nach jedem Druck entlasten Sie den Brustkorb vollständig. Etwa zwei Kompressionen pro Sekunde
Nach 30 Mal Drücken überstrecken Sie wieder den Kopf der Person, um die Atemwege freizumachen. Nun sollten Sie beatmen: Atmen Sie normal ein und blasen Sie dann gleichmäßig in Mund oder Nase.
Mund zu Mund: Sie verschließen mit Daumen und Zeigefinger der auf der Stirn liegenden Hand die Nase des Betroffenen. Setzen Sie Ihren Mund auf den leicht geöffneten Mund der Person. Langsam ausatmen.
Mund zu Nase: Mit dem Daumen der Hand, die den Unterkiefer hält, drücken Sie den Mund zu, damit beim Beatmen die Luft nicht entweicht. Ihren Mund legen Sie nun um die Nase des Verletzten. Langsam ausatmen.
Prüfen Sie, ob die Beatmung effektiv ist: Heben Sie dazu Ihren Kopf und beobachten Sie, wie sich der Brustkorb beim Entweichen der Luft senkt.
Führen Sie zwei solcher Beatmungen durch. Gehen Sie dann unverzüglich in die Anfangsposition und drücken Sie erneut 30 Mal auf den Brustkorb. Anschließend wieder zweimal beatmen
Behalten Sie diesen 30:2-Rhythmus bei, bis die Person aufwacht, wieder normal atmet oder die Rettungskräfte eintreffen.
Sie sollten nicht aus Angst, Mund zu Mund beatmen zu müssen, auf eine Reanimation verzichten. Fühlen Sie sich nicht in der Lage, die leblose Person zu beatmen, spenden Sie die oben geschilderte Herzdruckmassage und führen Sie diese kontinuierlich ohne Unterbrechung bis zum Eintreffen der Rettungskräfte oder bis die Person wieder normal atmet, durch.