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Inselumrundung per Taxi
„Von Santa Cruz aus fuhren wir in den Süden. Das allererste Dorf, das wir sahen, waren die rund fünf Hütten von Los Cristianos, die heute noch als eingezäunte Ruinen zu sehen sind. Ansonsten gab es nichts, außer ab und zu einige Terrassen mit Bananenstauden. Einzig La Caleta war damals schon ein nettes kleines Fischerdörfchen. Ansonsten war Teneriffa für mich ein nackter Vulkanfelsen mitten im Meer. Wer bitte schön will hier Urlaub machen? Hier ist doch nichts?“, so beschreibt er seinen ersten Eindruck von der Insel. Über nicht asphaltierte, nur mäßig befestigte Straßen und Brücken, die an den einfachsten Stellen der jeweiligen Barrancos errichtet worden waren, ging es weiter nach Chio und bis in den Nationalpark der Cañadas. „Der Krater ist genau so groß wie der Chiemsee, 19 mal 21 Kilometer. Das konnte ich mir gut merken“, plaudert der Rentner und ehemalige Physiotherapeut weiter. Über das Orotavatal, vorbei am Nordflughafen, der damals noch eher ein Sportflughafen war, und an La Laguna, ging es dann zurück in die Hauptstadt Santa Cruz. „Als wir in der Silvesternacht vor Madeira ankerten, kam mir das, verglichen mit Teneriffa, als grünes Paradies vor“, gibt der sympathische Rentner zu. Die „TS Hanseatic“ fuhr weiter über den Atlantik nach Florida. Sie brannte am 6. September 1966 vor New York komplett aus. „Wir hatten einen Orkan umfahren, aber selbst die Ausläufer hatten das Schiff noch schwer gebeutelt. Dabei schlugen einige Ölleitungen leck, was allerdings nicht
bemerkt wurde. Im Hafen hatten wir an Bord eine riesige Party mit mehr als 600 Personen. Dabei wurden alle sieben Hilfsmotoren zur Vollleistung hochgefahren. Nachdem die Gäste von Bord waren, wurde der Betrieb auf zwei Motoren zurückgeschraubt. Doch die gesamte Technik war so heiß gelaufen, dass es zu einem Kabelbrand kam. Die Sprenkleranlage verursachte nur Wasserdampf und die Hitze dehnte das Schiff um rund anderthalb Meter aus. Das Feuer bekam Luft und die Flammen waren nicht mehr zu stoppen. Die gesamten 16. Stockwerke brannten aus. Zum Glück kam niemand dabei ums Leben. Die Crew wurde schon
am nächsten Tag zurück nach Deutschland geflogen und ausgeheuert. Im Januar 1967 eröffnete ich dann meine eigene Praxis in Bad Reichenhall“, erzählt Ehrhardt weiter. Damals stand für ihn fest, dass er niemals mehr auf die öde Insel Teneriffa zurückkommen würde.
Liebe auf den zweiten Blick
Doch wie so oft, frei nach dem Motto „Sag niemals nie“, wurde auch Wolfgang Ehrhardt eines Besseren belehrt. Ein Bekannter empfahl ihnen vor neun Jahren, doch mal nach Teneriffa zu fahren. Er schwärmte davon, wie schön die Insel sei. Schließlich siegte die Neugier und Wolfgang Ehrhardt flog mit seiner Frau Heidi auf die Insel. Sie wohnten in einer kleinen Bungalowanlage in Costa Adeje. „Wir waren total erstaunt, was hier in den letzten Jahren alles entstanden ist und wie schön alles angelegt wurde“, meinen die beiden heute. Seit neun Jahren kommen sie jeden Herbst/Winter für zwei
Monate in die gleiche Ferienanlage zurück. Sie gönnen sich eine Auszeit vom Familientrubel mit drei Kindern und neun Enkeln. Auch, dass sie dem Weihnachtsrummel entgehen können, finden sie gut. Sie genießen das milde Klima und die Blütenpracht. Das Paar geht gerne bummeln, in La Caleta zum Fischessen oder spaziert an der Promenade entlang. „Das Beste ist aber der Atlantik. Jeden Morgen vor dem Frühstück
und jeden Nachmittag gehen wir zum Schwimmen und das genießen wir sehr“, so die abschließende Meinung des sympathischen Paares, die sich erst auf den zweiten Blick in Teneriffa verliebt haben. Die Liebe zwischen den beiden wurde in diesem Jahr übrigens auch schon 50 Jahre alt.