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Ein Konsulat ist der verlängerte Arm der Behörden Deutschlands im Ausland und muss vielfältige Aufgaben erfüllen. Zum Beispiel Pässe ausstellen oder verlängern, Bescheinigungen ausstellen, beglaubigen, beurkunden, usw. – eben alles, was Deutsche im Ausland brauchen und wofür sie nicht zu deutschen Instanzen gehen können. Außerdem ist das Konsulat auch Seemannsamt und hilft als Behörde beispielsweise bei Unfällen auf dem Meer. Daher auch der Stadtort Las Palmas und nicht im Süden der Insel.
Peter Schmid hat drei erwachsene Kinder, die in Deutschland studieren und arbeiten. Er lebt mit seiner Frau und seinem elf Monate alten Sohn im Stadtteil Ciudad Jardín, circa zwei Kilometer vom Konsulat entfernt. Zur Arbeit fährt er recht pragmatisch direkt mit dem guagua municipal, dem Stadtbus. Die Haltestelle ist gleich im Santa Catalina-Park unweit seines Büros.
Nach einem Jahr Gran Canaria und Konsulatsalltag in Las Palmas, haben wir dem Mann, der unsere Interessen auf den Kanarischen Inseln vertritt, und der hier – wie viele seiner deutschen Landsleute – seine neue Heimat gefunden hat, ein paar Fragen gestellt.
Worin besteht die Hauptaufgabe eines Konsuls?
Die Hauptaufgabe eines Konsuls besteht darin, das deutsche Konsulat beziehungsweise das Land Deutschland im Allgemeinen im jeweiligen Empfangsstaat zu repräsentieren und die Interessen und Anliegen der Bürger angemessen zu vertreten. Dazu gehört auch, dass wir Entwicklungen im Gastland beobachten und nach Hause, also an das Auswärtige Amt berichten.
Weiterhin muss ich als Konsul hilfsbedürftigen Bürgern zur Seite stehen und ganz allgemeine Tätigkeiten wie notarielle Aufgaben und Passangelegenheiten bearbeiten. Wir sind auch im Kulturaustausch und in der Wirtschaft tätig, etwa bei der Betreuung der Deutschen Schulen im Amtsbezirk oder bei der Vermittlung von Geschäftskontakten.
Was hat Sie überzeugt, das Amt auf Gran Canaria anzunehmen?
Als Angehörige des Auswärtigen Amts und Berufsdiplomaten sind wir grundsätzlich gehalten jeden Posten auf der Welt anzunehmen, an den uns unser Dienstherr versetzen will. Insofern ist es nicht eine Wahl für und wider Gran Canaria gewesen, sondern eine der Möglichkeiten, die sich zu dem Zeitpunkt ergaben. Aber ich bin nicht böse um die Versetzung nach Gran Canaria, im Gegenteil, die Aufgabe am äußersten Rand Europas ist sehr reizvoll und interessant.
Wie vertraut sind Sie mit dem Land?
Ich kannte vorher einige Teile des spanischen Festlandes, Madrid und die Zentralregion, Estremadura, Kalabrien, die baskische Region, Catalunya mit Barcelona und Andalusien. Die Kanarischen Inseln, aber auch die Balearen, waren mir vor meiner Zeit hier unbekannt.
Wie sehen Sie hier Ihre Aufgabe auf den Kanarischen Inseln?
Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Konsulat möchte ich im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten die deutschen Bewohner so gut wie möglich unterstützen. Ich würde gerne die kulturellen Kontakte fördern, denn ich bin der Meinung, dass die Kultur das Vehikel allen Tuns und als solches der Erfolg für die Wirtschaft ist. Natürlich sehe ich meine Aufgabe auch in der Fortführung des Dialogs mit den kanarischen Partnern und Institutionen, ganz im Einklang mit der Freundschaft, die zwischen den beiden Ländern Deutschland und Spanien herrscht.
Mit welchen Anliegen können sich Bürger an Sie wenden?
Die Bürger kommen mit den unterschiedlichsten Anliegen zum Konsulat. Zum einen bei Passangelegenheiten oder aber rechtlichen Angelegenheiten, bei denen sie Beratung oder Vermittlung erwarten. Das Konsulat ist oft einfach ein Vermittler zwischen den Behörden in Spanien und dem Bürger, oder es handelt, wie etwa bei gerichtlichen oder standesamtlichen Sachen, für die Behörden in Deutschland. Zum anderen wird das Konsulat angerufen, wenn sich die Bürger in Not befinden und in den verschiedensten Dingen Hilfe benötigen. Das Aufgabengebiet unseres Konsulats ist sehr breit gefächert.
Haben Sie für die nächsten Jahre konkret Ziele, die Sie hier erreichen möchten?
Wir sind zuallererst eine Servicevertretung, das heißt, vergleichbar mit einem Bürgeramt in Deutschland. Als solche können wir nicht so sehr von uns definierte Ziele haben, sondern unsere Arbeit ist abhängig von den Dingen, die an uns herangetragen werden. Allerdings habe ich mir zum Ziel gesetzt, dass ich mein Heimatland gut vertrete und Deutschland stets den guten Eindruck im Gastland hinterlässt, wie derzeit. Die Pflege der deutsch-spanischen, oder hier der deutsch-kanarischen Beziehungen sind mir ein Anliegen. Dafür möchte ich so weit wie möglich sorgen.
Haben Sie ein politisches oder diplomatisches Vorbild, jemanden, der Sie inspiriert?
Das ist eine schwierige Frage. Es faszinieren mich Politiker, die mit wenigen Aktionen, womöglich einfach mit ihrer Persönlichkeit, positiv zum Frieden in der Welt beitragen, etwa Mahatma Gandhi, Nelson Mandela oder auch Ex-Präsident Jimmy Carter. Eine deutsche politische Figur, für die ich bis heute größten Respekt habe, ist der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt. Natürlich weiß ich als Angehöriger einer Institution, die Außenpolitik macht, dass Außen- und Friedenspolitik nicht allein die Arbeit der großen Politiker ist, sondern dass immer intensive Verhandlungsarbeit und -geschick vorausgehen. Große Bewunderung habe ich zum Beispiel vor allen Diplomaten in unserem Auswärtigen Amt, die zum Gelingen der deutschen Einheit beigetragen haben, angeführt von unserem damaligen Staatssekretär Dieter Kastrup.
„…Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst“, sagte Kennedy… Was können die Deutschen hier für ihr Land tun?
Die Deutschen hier auf den Kanarischen Inseln können durch ihr Verhalten ihr Land gut und in angemessenem Maße vertreten und auf diese Weise zu einem Austausch der Kulturen beitragen. Alle Deutschen hier sind eine Art Werbeträger für ihr Land, ganz egal, ob sie nur kurz zu Besuch sind oder wie lange sie hier schon leben. Das sollte jedem, der sich ins Ausland und in eine fremde Kultur begibt, bewusst sein.
Sie sind seit einem Jahr Konsul. Was ist das häufigste Problem, mit denen jemand beim Konsulat um Hilfe bittet?
Zunehmend geraten Menschen in irgendeine Notsituation, in der sie das Konsulat um Hilfe oder um Rat bitten. Diese Situationen sind so unterschiedlich, da kann ich keine besonders herausheben.
Was können Sie für die wirtschaftliche und menschliche Beziehung zwischen Spanien und Deutschland tun?
„Die Wirtschaft regelt sich von selbst“, sagen die, die in der Wirtschaft tätig sind und da haben sie in Ländern des freien Marktes natürlich recht. Deshalb ist es im wirtschaftlichen Bereich meist nicht Aufgabe der diplomatischen Vertretungen, sich um Einzelfragen zu kümmern, sondern die Rahmenbedingungen zu schaffen. Im Bereich der menschlichen Beziehungen kann ich nur versuchen, Vorbild zu sein. Jeder und jede ist natürlich seines Glückes eigener Schmied.
Was mögen Sie am meisten auf den Kanaren? Eine Landschaft, die Natur, die Menschen, das Essen, die Playas – was ist es, das Ihnen besonders gut gefällt?
Ich mag die Vielfältigkeit der Inseln, die Natur. Inseln wie die Kanaren sind ja aufgrund ihrer Abgeschiedenheit von jeglichem Festland, oft besondere Gebilde, auf denen es zum Beispiel endemische Pflanzen gibt, die nirgends sonst vorkommen. Alle sieben Inseln sind sehr unterschiedlich, übrigens auch in der Bevölkerung. Dies trägt dazu bei, dass die Bewohner hier eine besondere Beziehung zu ihrer Erde entwickeln. Ein Bewohner von La Palma etwa ist stolz nicht nur weil er Kanare ist, sondern er ist verwachsen mit und stolz auf seine eigene Insel.
Von Christine Haselwander
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Das deutsche Konsulat ist einfach zu erreichen: Wenn man nicht mit dem Auto nach Las Palmas kommt, so empfiehlt sich in jedem Fall der Global Bus aus Maspalomas oder Playa del Ingles, der jede volle Stunde fast bis vor die Haustür des Konsulats fährt.
Calle Albareda 3 - 2°, E-35007 Las Palmas de Gran Canaria, Tel: (0034) 928 49 18 80
Fax: (0034) 928 26 27 31
Internet: www.las-palmas.diplo.de
Montag bis Freitag von 09.00 – 12.00 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung
Erreichbarkeit in dringenden Notfällen: Tel: (0034) 659 51 76 00
Amtsbezirk – das deutsche Konsulat Las Palmas ist zuständig für:
Autonome Region Kanarische Inseln (Inseln Alegranza, Fuerteventura, Graciosa, Gran Canaria, Lanzarote, Lobos, Montaña Clara, Gomera, El Hierro, La Palma, Tenerife)