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Also eigentlich habe ich mein komisches Talent, zum Leidwesen meiner Lehrer, schon in der Schulzeit als Klassensprecherin bewiesen. Doch nach der mittleren Reife habe ich zunächst eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin gemacht. Daneben habe ich mich als Moderatorin oder Schauspielerin versucht und festgestellt, dass die Leute mich witzig finden. Die Bühne hat mich gerufen und diesem Ruf bin ich mit wehenden Fahnen gefolgt. Seit 1991 habe ich das sogenannte bürgerliche Leben an den Nagel gehängt und meine Künstlertätigkeit zu meinem Lebensinhalt gemacht. Daneben gibt es aber auch die ganz private Daphne de Luxe, die richtig „altmodisch“ sein kann, die Zimmerpflanzen und Liebesfilme liebt und natürlich gerne lecker isst.
Sie stehen zu Ihren Rundungen und haben daraus sogar die Basis ihrer Programme gemacht. Möchten Sie damit anderen Frauen auch Mut machen? Sie bezeichnen sich in Ihrem Programm zum Beispiel auch scherzhaft als Sarah Connor „auf Cortison“.
Also zunächst einmal finde ich es eigentlich nicht so wichtig, ob wir jetzt die Idealfigur haben oder nicht. Im Gegenteil, wenn ich im Internet auf Anorexia-Foren stoße, wo sich die Frauen gegenseitig zum Verhungern anstacheln, denke ich mir nur: Wie krank ist das denn? Ich finde, dass in der heutigen Zeit einfach zu viel Wert auf Äußerlichkeiten gelegt wird. Mal ehrlich, wir sind doch alle nicht perfekt. Der eine ist groß, der andere klein, der andere mag seine Nase nicht und wieder andere haben eben ein paar Kilos zu viel. Na und? Gerade der Spott über mich selbst, ein schelmischer Blick hinter die Maske, die wir alle tragen, gepaart mit einer gehörigen Portion Selbstironie bringen mir meist die Sympathie des Publikums. Man darf sich selbst nicht immer so tierisch ernst nehmen. Gerade diese Lektion sollten wir in Deutschland mal lernen. Und viele sind ja offensichtlich auch bereit, über die kleinen Macken zu lachen. Denn, was ich erzähle, spricht vielen aus dem Herzen.
Finden Sie, dass Männer entspannter mit „Rettungsringen“ und dem Älterwerden umgehen?
Meistens schon und es gab sogar schon Paare, die sich bei mir bedankt haben, weil ich Entspannung in ihre Beziehung brachte. Männer werden oft lockerer älter. Frauen haben dagegen viel mehr Angst davor, an Attraktivität zu verlieren. Sie wollen keine alten „Klappstühle“ sein. Aber die Ausstrahlung eines Menschen hängt doch von so viel mehr ab. Die Seele und der Intellekt sind doch viel wichtiger im Umgang miteinander. Jeder entscheidet selbst, ob er sein Leben als „flotter alter Schinken“ beenden möchte oder einfach auf den Tod wartet. Gott sei Dank sind Senioren heutzutage auch selbstbewusster und bis ins hohe Alter aktiv.
Spielt Politik eine Rolle bei ihren Auftritten? „Spielt“ der Bundespräsident Wulff zum Beispiel bei Ihnen mit?
Politik ist nicht unbedingt der Aufhänger in meinen Programmen, aber manchmal nutze ich so manche lokale Episode spontan, wenn ich irgendwo zu Gast bin, denn das lockert gleich am Anfang die Stimmung. Bei Wulff muss ich sagen, finde ich zwar, dass das nicht so glücklich gelaufen ist, aber es gibt andere Politiker, die mehr Macht haben und dadurch gefährlicher sind. Vor denen habe ich mehr Angst. Gerne greife ich Gesellschaftskritisches auf, weil ich finde, dass wir als Volk viel zu viel mitmachen, ohne zu reflektieren. Nehmen wir zum Beispiel den Mitarbeiterabbau bei der Deutschen Bahn. Erst ließ man uns in ewig langen Warteschlangen stehen, damit uns die Fahrkartenautomaten schmackhaft wurden. Kostenersparnis war das Argument für den Mitarbeiterabbau und der Kunde spart Zeit. Dann, nachdem sich alle an die technischen Fahrkartenspender gewöhnt hatten, kam die Bahn mit Preiserhöhungen, wegen der gestiegenen Kosten. Aber hallo, da stimmt doch etwas nicht. Manchmal denke ich, Deutschland braucht wieder Helden, anstatt sich die Hartz-IV-Soaps anzusehen und dann zu denken: „Na so schlimm bin ich nicht“. Wir müssen uns nach oben statt nach unten orientieren. Auch das sind Dinge, die bei mir angesprochen werden. Entkrampft, bissig und auf jeden Fall mit Humor. Ich überspitze, was in der Presse steht und mache daraus etwas Komisches, über das man auch manchmal nachdenken kann. Wir fördern in unserer Gesellschaft den Egoismus und die Angst. Die Menschen sind so in Existenzfragen gefangen, dass sie keinen Blick nach außen wagen oder klaglos Überstunden machen, um den Job nicht zu verlieren. Der Mikrokosmos des eigenes Leben beschäftigt die Menschen so sehr, dass sie den Makrokosmos außen herum aus den Augen verlieren. Ich finde, wir brauchen mehr Protestkultur.
Gibt es Bühnen oder Publikum, die Sie besonders mögen? Wie kamen Sie nach Teneriffa und was bedeutet Ihnen der fränkische Kabarettpreis, mit dem Sie 2011 ausgezeichnet worden sind?
Der Preis ist natürlich eine Krönung, die mich sehr stolz macht. Viele Bühnen, von denen ich schon immer geträumt habe und auf denen man einfach gestanden haben muss, habe ich erreicht. Zum Beispiel bin ich demnächst im Hofgarten-Kabarett in Aschaffenburg und gastiere regelmäßig im Schlachthof in München. Auch in meiner Wahlheimat Hannover bin ich gerne und oft zu Gast. Und vor einigen Tagen war ich bei der „Närrischen Weinprobe" dabei, die vom Bayerischen Fernsehen im Rahmen der fränkischen Fastnacht produziert wird. Teneriffa finde ich sehr schön. Entstanden ist das durch einen privaten Kontakt. Wir waren letztes Jahr schon einmal hier, und auch dieses Mal war die Veranstaltung im Maritim Hotel ausgebucht. Für nächstes Jahr haben wir schon jetzt zwei Auftritte vorgesehen.Vielleicht finden sich ja auch auf Gran Canaria Interessierte und wir können einen Inselhüpfer mit einplanen? Ich mag Teneriffa sehr und ich mag auch mein interessantes Publikum, das hier durchschnittlich etwas älter ist, sich aber gerne erheitern lässt und über sich selbst lachen kann. Die Menschen und die ganze Lebensart sind hier viel entspannter, und das gefällt mir als „altem Freigeist“ natürlich.
Daphne, wir danken Ihnen sehr für dieses Gespräch und wünschen Ihnen 2012 viele echte Brüller, nachdenkliche Spitzen, humorige Geistesblitze und lustige Erlebnisse. Leiten Sie die Menschen ruhig weiter an, der Weight-Watcher-Mania und den Fitness-Gurus aus dem Weg zu gehen. Wir freuen uns auf die neuen Geschichten im nächsten Jahr.