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Diese Idee löste – wenig überraschend – gemischte Reaktionen aus. Zustimmung kam von Umweltschutzgruppen. Diese erhoffen sich von einer solchen Abgabe mehr Investitionen in den Umweltschutz. Kritiker dagegen verweisen auf die Erfahrungen, die die Inselgruppe der Balearen vor einigen Jahren gemacht hat: Aufgrund heftiger Proteste wurde dort die Gebühr von einem Euro pro Tag nach einem Jahr wieder gestrichen.
Mittlerweile hat eine ganze Reihe von Urlaubszielen, ja sogar komplette Länder wie Slowenien, eine Abgabe eingeführt, die entweder direkt an das jeweilige Hotel zu entrichten ist oder in den Zimmerpreis integriert wurde. Dennoch bleibt der Gedanke an eine Kurtaxe in Spanien unbeliebt. Das gilt in besonderem Maße für die Kanaren. Hier wurden bereits etliche Stimmen gegen den Vorschlag der „Nueva Canarias“ laut. Diese Kritiker warnen vor fatalen Folgen, wenn dieser steuerliche Vorschlag in den kommenden Monaten gesetzlich durchgewinkt würde. Führende Branchenorganisationen einschließlich der großen Hotelverbände waren sich in der Verurteilung einer solchen Abgabe einig. Auch sie prophezeien, dass die Einführung „ein großer Fehler“ sein würde. „Wir tun gut daran, nicht zu vergessen, dass 70 Prozent der Urlaubsgäste auf den Kanaren über Reiseveranstalter hierher kommen. Deren Gewinnspannen wären dann in rivalisierenden Regionen mit geringeren Kosten deutlich höher. Alles, was einen Urlaub künstlich verteuert, wie beispielsweise eine solche Abgabe, wird zu einer Abwanderung von Touristen und Reiseveranstaltung führen“, erklärte ein Mitglied der einflussreichen FEHT. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich der Arbeitgeberverband Hotel und Tourismus auf Gran Canaria. Dieser hat sich bereits mit Kollegen von anderen Inseln zusammengeschlossen, um eine schlagkräftige Allianz gegen den Vorschlag zu bilden.
Andere Interessenvertreter weisen darüber hinaus darauf hin, dass Städte wie Barcelona, London, Paris und New York sich eine solche Abgabe zwar leisten könnten. Aber diese könnten es sich ohnehin erlauben, teuer zu sein, weil sie ganz unabhängig von steigenden Kosten Publikumsmagneten seien. Die Kanaren dagegen seien nicht in einer solchen Position. Auf den Inseln müsste man vielmehr jeden Tag aufs Neue darum kämpfen, für die Gäste attraktiv zu bleiben. Auch könne der aktuelle Tourismusboom, der im vergangenen Jahr immerhin 13 Millionen Gäste auf die Inseln gebracht habe, ebenso schnell wieder abebben wie er aufgebrandet sei. Die Befürworter der Touristenabgabe jedoch weisen in diesem Punkt darauf hin, dass diese Steuer nicht teurer sei als eine Tasse Kaffee oder ein Glas Bier. Dementsprechend bezweifeln sie, dass die Abgabe für einen Einbruch im Tourismussegment verantwortlich sein könnte. Wie die Debatte um die Kurtaxe für die Kanaren ausgehen wird, ist zurzeit noch völlig unklar.
Karl McLaughlin/deutsche Bearbeitung: Andrea Abrell
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